Ein Schriftstück aus der Korrespondenz zwischen dem Wiesbadener Bildhauer Hermann Schies und seiner Ehefrau Anna (Nanni), geb. Bouteiller. H. Schies hat in der Zeit von 1872 bis 1882 zahlreiche Germania-Figuren/Kriegerdenkmale angefertigt (siehe auch sep. Beitrag zur Person Hermann Schies). So auch für die Stadt Castrop, wo er an der Einweihung des Denkmals am 28.10.1876 teilgenommen hatte. Im Brief vom Folgetag beschreibt er u.a. auch mit einigen Worten die mit der Einweihung des Denkmals verbundenen Feierlichkeiten und Veranstaltungen.
Das Denkmal stand ursprünglich in Castrop auf dem Düngelmannsberg, wo sich heute die Denkmalstraße befindet. Die Figur hatte eine Höhe von 1,90 m und stand auf steinernem Sockel von ca. 5 m Höhe. Die Inschrift auf dem Sockel lautete: „Die Stadt Castrop, Gemeinde Obercastrop und der Kriegerverein der Stadt Castrop ihren gefallenen Söhnen und Kameraden in dankbarer Erinnerung. Darüber hinaus standen auf Tafeln die Namen von 21 Gefallenen der drei Kriege gegen Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870/71). Am 10.01.1955 wurde das Denkmal wegen Baufälligkeit niedergelegt. Die Figur ist dabei zerbrochen. Die Tafeln befinden sich in der Heimatkundlichen Sammlung der Stadt Castrop-Rauxel.
Quelle:
- RuhrNachrichten.de, 05.08.2011, „Germania wurde 1955 wegen Baufälligkeit abgerissen“
- Schreiben des Stadtarchiv der Stadt Castrop-Rauxel v. 25.08.1980
Informationen zur Korrespondenz
Verfasser: Hermann Schies (1836-1899)
Adressat: Anna Maria Bouteiller (1838-1905)
Absender-Ort: Castrop (heute Castrop-Rauxel)
Empfänger-Ort: Wiesbaden
Verfasser-Datum: 29.10.1876
Umfang: 1 Blatt, 2 Seiten
Blattgröße: H 22,6 cm, B 28,8 cm (gefaltet)
Genre: Autograph
Material: Papier
Format: digitalisiert
Eigentümer: Ulrich Henke
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Brief vom 29. Oktober 1876, S. 1:
Transkription von Seite 1:
Castrop, 29. Oktober 76, 5 Uhr
Theures Weibchen!
Wenn ich dir nicht schon weitere Mittheilung [sic!] gemacht
habe wie ich es vorhatte, so liegt dies daran, dass ich fort wäh=
rend im Trapp [sic!] bin. Da ich heute keinen Brief von Dir er=
halten habe, so nehme ich an, dass Ihr alle munter seid u.
in diesem angenehmen Gefühle melde ich Dir, dass die Auf=
stellung der Figur u. Enthüllung glücklich vorüber u. die
allgemeine Stimmung die ist, dass das Denkmal sehr schön
ausgefallen ist; dasselbe steht auf einer Anhöhe unmit=
telbar vor der Stadt. Die Festlichkeit begann am Voraben=
de mit Illumination u. Fackelzug; gestern Zug durch die
Stadt, Enthüllung, dann Festessen u. Ball, heute Mittag
Concert u. dann wieder Ball. Mit dem Anfertiger
des Postaments war ich gestern Abend in Bochum (2 ½
Stunden von hier u.) dessen Wohnort u. kehrten heute
Mittag hierher zurück.
Morgen früh soll die Geldangelegenheit abgemacht
werden u. gehe ich nach deren Erledigung von hier ab
Brief vom 29. Oktober 1876, S. 2:
Transkription von Seite 2:
über Hagen, woselbst ich mich einige Stunden aufhal=
ten werde, nach Barmen. Ich werde daselbst
schon heute Abend erwartet, da ich geglaubt hatte
schon heute von hier abreisen zu können u. vor
einigen Tagen mein Ankunft Erscheinen auf heute
angegeben hatte.
Dienstag Morgen will ich von Barmen wieder fort
nach Köln u. Koblenz u. werde ich, wenn ich in
Barmen angenehme Nachrichten von Dir vorfinde
Mittwoch bei Euch eintreffen, im anderen Falle aber
Dienstag komen.
Über all des ausgestandenen Vergnügen, Essen
u. reichliche Trinken werde ich Dir mündlich berichten.
Daheim ist eben daheim – und ich erst froh wenn
ich erst wieder bei Euch bin.
Mit den herzlichsten Grüßen schließe ich u.
bleibe Dein Hermann immerdar
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